Wie kann Körle im Jahr 2045 klimaneutral und wirtschaftlich mit Wärme versorgt werden? Um diese Frage ging’s jetzt beim Info-Abend in der Berglandhalle. Rund 130 Interessierte waren zur Veranstaltung gekommen und ließen sich nicht nur über die Planungen zur kommunalen Wärmeplanung informieren, sondern nutzten auch die Gelegenheit, individuelle Fragen zur künftigen Wärmeversorgung ihres eigenen Zuhauses zu stellen und sich für eine kostenlose Energieberatung anzumelden.
Bei der Nutzung von regenerativen Energien betrete die Gemeinde Körle kein Neuland, sagte Bürgermeister Mario Gerhold bei der Begrüßung und nannte die beiden Windkraftanlagen auf dem Körler Berg sowie die beiden Holzhackschnitzel-Heizhäuser Auf dem Hollunder und Am Alten Schulgarten als Beispiele. „Spätestens bei Ausbruch des Ukraine-Krieges war aber klar, dass wir uns noch mehr um regenerative Energien kümmern müssen.“ Kommunen der Größenordnung wie Körle sind zwar verpflichtet, erst bis spätestens Mitte des Jahres 2028 einen Wärmeplan zu erstellen – Körle habe sich aber durch einen Beschluss in der Gemeindevertretung schon im Jahr 2023 auf den Weg gemacht, eine Kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Dies geschieht gemeinam mit dem Kasseler Büro Qoncept Energy und einer Arbeitsgruppe, bestehend aus zehn interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Wärmepläne sollen aufzeigen, wo Erneuerbare Energien oder unvermeidbare Abwärme genutzt werden oder eine Wärmeversorgung über Wärmenetze oder möglicherweise über Wasserstoffnetze erfolgen kann. Die Ergebnisse stellte Dr. Thorsten Ebert von Qoncept Energy in der Berglandhalle vor.
Bis zum Jahr 2045 müssen sämtliche Sektoren in Deutschland klimaneutral sein – so will es das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung, erklärte Dr. Thorsten Ebert. Und dabei werden auch die Hauseigentümer in die Pflicht genommen. Ab Juli 2028 darf eine defekte Öl- oder Gasheizung nicht mehr durch eine solche ersetzt werden. In Körle werden derzeit 58 Prozent des Wärmebedarfs durch die Verbrennung von Heizöl erzeugt – 34 Prozent davon immerhin durch eine Kombination aus Biomasse und Heizöl. Mit Gas werden zwölf Prozent der 21 Gigawattstunden Energie pro Jahr erzeugt, erläuterte Dr. Ebert anhand einer Grafik. Fernwärme macht elf Prozent der erzeugten Gesamtenergiemenge aus.
21 Gigawattstunden Wärmeenergie werden in Körle jährlich benötigt (Beispieljahr 2022). Dies entspricht 21 Millionen Kilowattstunden. Besonders aufschlussreich zur Erstellung eines Wärmeplans – und als Fundament zu bezeichnen – sei der sogenannte „Wärmeatlas“. Denn anhand diesem werde sichtbar, ob ein bestimmtes Gebiet für den Bau- oder Ausbau eines Wärmenetzes geeignet sei, so Thorsten Ebert. Dafür werde analysiert, wie hoch der Wärmebedarf in bestimmten Bereichen sei.
Für Körle habe sich gezeigt, dass innerhalb der Kerngemeinde der Ausbau des Wärmenetzgebiets durchaus empfehlenswert sei. Ebert wies in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass auch in Gebieten, in denen künftig ein Wärmenetz installiert würde, möglicherweise nicht alle Gebäude angeschlossen werden können – beispielsweise, wenn sich die Häuser im Randgebiet befinden. Das werde sich erst durch weitere Planungen zeigen. In mehreren Gebieten von Körle sowie in den Ortsteilen sei eine dezentrale Lösung mit hauseigenen Wärmepumpen voraussichtlich die bessere Lösung, so Thorsten Ebert. Diese könnten überall dort zum Einsatz kommen, wo der Ausbau eines Wärmenetzes wirtschaftlich nicht möglich sei. Wer jetzt noch eine alte Öl- oder Gasheizung im Keller hat, solle aber nichts überstürzen, rät Thorsten Ebert.
Weitere Informationen zur Grafik gibt’s in der Präsentation (siehe unten)
Im Weiteren stelle sich dann die Frage, welche Erneuerbaren Energien in Körle für den Betrieb von Wärmenetzen genutzt werden können. Durch die Nähe zur Fulda kommen beispielsweise Flusswärmepumpen infrage, auch die Nutzung von Windkraft und Photovoltaik biete sich in Körle an. Das Verbrennen von Holzhackschnitzel, womit die Energie in den beiden bestehenden Heizhäusern erzeugt wird, sei keine ultimative Lösung für die Zukunft, um Wärmenetze nachhaltig zu betreiben, sagte Mario Gerhold. Schließlich sei Holz ebenfalls eine endliche Ressource und der „Markt kein leichter“. Eine Möglichkeit könnte sich jedoch über die Körler Windkraftanlagen ergeben, die durch größere, leistungsstärkere Anlagen auf dem Körler Berg ersetzt werden sollen (Repowering). Derzeit stehe die Gemeinde in Verhandlungen mit Eurowind, um sich ein Kontingent zum Direktstrombezug für Großwärmepumpen zu sichern, erklärte der Bürgermeister.
Im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung und in Zusammenarbeit mit der Landesenergieagentur Hessen bietet die Gemeinde Eigentümern von Ein- und Zweifamilienhäusern eine kostenlose Erstberatung durch einen Energieberater an, erläuterte Mario Gerhold. Bei dem etwa einstündigen Termin berät einer von drei Energieexperten, die für Körle zur Verfügung stehen, zum baulichen Wärmeschutz, der Heizungstechnik und den Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Energien. Im Anschluss erhält man ein Beratungsprotokoll mit Handlungsempfehlungen und Informationen zu den möglichen nächsten Schritten. Die Beratung ist anbieter- und produktneutral, die Kosten übernimmt die LEA Hessen.
„Diese Beratungen sollen bis Mai abgeschlossen sein“, sagte der Bürgermeister, der von 80 bis 100 Beratungen ausgeht. Das Angebot für die kostenlosen Energieberatungen stieß beim Info-Abend direkt auf großes Interesse. Rund 40 Erstberatungen wurden direkt vor Ort beantragt. Wer eine Beratung wünscht, kann diese auch über koerle.de/aufsuchende-energieberatung/ beantragen.
Der Wärmeplan soll noch im ersten Quartal dieses Jahres fertiggestellt werden, sodass bis Ende des Jahres die Ausbau-Planungen fürs Wärmenetz starten können. Nächstes Jahr soll ein Antrag auf Fördermittel für die Investition ins Wärmenetz gestellt werden, bevor 2027 die Umsetzungsplanung starten soll. Bei einer nächsten Bürgerversammlung im Herbst 2025 will die Gemeinde Körle über die Fortschritte der Wärmeplanung berichten.