Gute Stimmung auf dem Dorfplatz

Bis zum Freitagabend waren die Gartenbaufirma Heise und der Bauhof der Gemeinde Körle im Einsatz, damit am letzten Sonntag die Einweihung des neuen Ortszentrums auf dem Dorfplatz gefeiert werden konnte. Die Gemeinde Körle hatte das am selben Tag stattgefundene Fuldaradeln zum Anlass genommen, um zu Musik, Verpflegung und Kinderprogramm auf das neue Gelände an der Nürnberger Straße einzuladen. Wegen des nieseligen Wetters am Vormittag blieb die Zahl der Radfahrer zwar überschaubar, doch etliche Einwohner waren auch so ins Dorf gekommen und verbrachten dort den Nachmittag, an dem sogar zeitweise die Sonne schien. Nachdem das Orchester des TSV Rot-Weiss Körle (Musikzug) um 11 Uhr den Tag musikalisch eröffnet hatte, rief Bürgermeister Mario Gerhold in seiner Begrüßung den Werdegang des Projekts in Erinnerung, angefangen von den ersten Ideen zu Beginn der Dorferneuerung, zum Abriss der Scheunen und Nebau des Kindergartens mit Arztpraxis, bis hin zum Neubau des Gebäudes durch die Firma Holzbau Kühlborn. Die bevorstehende Eröffnung des Cafes und der beiden Geschäftstellen der Banken sowie die Schaffung von acht neuen Wohnungen gäben der Ortsmitte sehr gute Perspektiven. Noch offen sei aber die Nutzung des ehem. tegut-Ladens, der sich in Privateigentum befindet, die Gemeinde Körle aber eine Mietoption hat. Nach der Begrüßung spielte die Band THE COCKS aus der Rhön. Für die Bewirtung sorgten das Team der Gaststätte Berglandhalle und der Schwälmer Brotladen. Für die Kinder war der Spielplatz der Kita Pusteblümchen geöffnet und es stand eine Hüpfburg mit Spiellandlandschaft bereit.


Die Gäste der Einweihungsfeier konnten sich am Nachmittag sogar über einige Sonnenstrahlen freuen


Ein paar Körler Drahtesel waren auch dabei


Die Band THE COCKS spielte moderne Blasmusik


Es war ein schöner Nachmittag

Mit der Fertigstellung des neuen Gebäudes und Eröffnung der Filialen der Banken und des Schwälmer Brotladens wird es im Herbst dann eine weitere Einweihungsfeier geben. Die Gemeinde Körle dankt für den zahlreichen Besuch zur Platzeinweihung !! Den langen Weg bis zu diesem Tag haben wir nachfolgend noch einmal dargestellt.

Die Entstehung des neuen Ortszentrums

Die Schaffung eines zentralen Dorfplatzes ist ein Projekt aus der Dorferneuerung und als solches im Dorfentwicklungskonzept aus dem Jahr 2010 beschrieben.
„Neustrukturierung und Umgestaltung des Dorfkerns“ lautete die Projektidee, durch deren Umsetzung insbesondere die Lebensmittelversorgung und die medizinische Versorgung sichergestellt werden sollte. Durch den Bau eines Netto-Lebensmittelmarktes im Jahr 2011 an der B 83 wurde die Grundversorgung gesichert, mit dem späteren Bau eines Kindergartens im Jahr 2015 setzte die Gemeinde Körle einen Grundstein für das neue Ortszentrum. Zum Jahresbeginn 2019 eröffnete dann im Obergeschoss eine Gemeinschaftspraxis zweier Hausärzte und mit der für Oktober d.J. geplanten Fertigstellung des gegenüberliegenden Wohn- und Geschäftshauses ist das Projektziel nach beinahe zehn Jahren erreicht. Allerdings wird für die leerstehende Fläche des ehem. tegut-Marktes noch eine Nutzung gesucht. Die Gemeinde Körle bewarb sich im Juli 2019 um die Aufnahme in das Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“. Im Falle einer positiven Entscheidung wäre eine finanzielle Hilfe zu erwarten, um den Markt durch einen privaten Investor oder als kommunales Projekt umzubauen und für eine gewerbliche Nutzung zu reaktivieren. Denkbar ist auch eine Nutzung von Teilbereichen für die Gemeindebücherei oder einen anderen öffentlichen Zweck.

 

Vom Bauernhof zum Bankgelände zum Dorfplatz …

Auf diesem Grundstück stand ursprünglich der Hof von Familie Döberitz, laut Inschrift im Fachwerk errichtet im Jahr 1649. Die Gebäude wurden leider nach der Aussiedlung des landwirtschaftlichen Betriebs abgerissen und es entstand in 1969 das Bankgebäude der Raiffeisenbank Körle eG. In der Blütezeit bot die Raiffeisenbank Körle im Bank- und Handelsbereich ca. zehn Personen einen Arbeitsplatz und war einer der wichtigsten Gewerbesteuerzahler in der Gemeinde. Hinter dem Bankgebäude befanden sich Scheunen zur Lagerung landwirtschaftlicher Produkte, ein weiteres Warenlager existierte in der Ladestraße am damaligen Güterbahnhof, welches heute von der Fa. Dippel-Transporte betrieben wird.  Die Raiffeisenbank Körle verlor ihre Eigenständigkeit im Jahr 1998 durch Fusion mit der VR-Bank Melsungen-Gensungen, heute VR-Bank Partnerbank Chattengau | Schwalm-Eder


Einweihung des neuen Bankgebäudes im Jahr 1969


VR-Bank mit dazugehörenden Scheunengebäuden im Jahr 2012

Die Dorferneuerung bringt Bewegung …

Nach der Teilnahme am Landeswettbewerb „Unser Dorf“ im Jahr 2008 bewarb sich Körle um die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm. Im Dezember 2009 wurde der Bescheid zur Aufnahme durch den damaligen Umweltminister Wilhelm Dietzel überreicht. Dies bot die Grundlage, mit finanzieller Unterstützung des Landes öffentliche und private Vorhaben im Ortskern zu realisieren. So kam im Ort einiges in Gang. Im Dorfentwicklungskonzept 2010 geriet das Gelände dann durch seine zentrale Lage in der Ortsmitte schnell in den Fokus. In den Raiffeisenscheunen waren zu dieser Zeit Wohnmobile abgestellt, also keine sinnvolle Nutzung für den Ortskern. Durch die Fördermöglichkeiten war nun die Zeit gekommen, die Entwicklung im Ortskern neu anzustoßen. Bis auf den Parkplatz gegenüber der Fleischerei Wilke (ehem. Platz für Freiluft-Schach) gehörte der Gemeinde Körle aber kein einziges Grundstück in diesem Bereich.  Der damalige Eigentümer der Scheunen, Architekt Wilmar Rüttger (1950 – 2016) trug die Idee zur Umnutzung von Anfang an mit. Viele Jahre zuvor waren seine Bemühungen, die Scheunen abzureißen und Platz zur Erweiterung des benachbarten EDEKA-Marktes zu schaffen, leider an denkmalpflegerischen Gründen gescheitert.

Ebenso wichtig war die Frage, welche Pläne die VR-Bank mittragen würde, denn das Bankgebäude stand mitten auf dem Gelände. Der damalige Vorstand, Karl-Heinz Gräser, zeigte sich offen für einen Verkauf des Gebäudes und den Bezug einer neuen Geschäftsstelle.

Ein neuer Kindergarten mitten im Dorf …

Zeitgleich zu den Plänen für die Ortsmitte stand die Gemeinde Körle im Jahr 2012 vor der Aufgabe, neue Räume für die Betreuung von Kleinkindern (U3) zu schaffen, um die vom Bund versprochene Betreuungsgarantie zu erfüllen. Erste Pläne sahen einen Anbau an die Kindertagesstätte Pfiffikus an der Empfershäuser Straße vor. Die Grundstückgegebenheiten, das unbefriedigende Raumkonzept und schließlich Kostengründe führten dazu, dass die Planungen für den Anbau verworfen wurden und ein Neubau in der Ortsmitte in Erwägung gezogen wurde.  Am Ende der sehr ausgiebigen Diskussion mit dem Jugendamt des Landkreises (zuständig für die Betriebserlaubnis) stand fest, dass ein zweigruppiger Kindergarten mit einer eingeschossigen Nutzfläche von ca. 300 qm notwendig sein würde. Als Standort war das VR-Gelände im Fokus, dies war ein erster Schritt zum neuen Ortszentrum. Durch einen Tauschvertrag mit dem damaligen Eigentümer der Scheunen, Architekt Wilmar Rüttger, erwarb die Gemeinde Körle die benötigte Fläche. Nach Abschluss aller Verhandlungen mit Grundstückseigentümer, Bauaufsicht, Denkmalschutz und Dorferneuerungsbehörde konnten die Abrissarbeiten für die Scheunen im August 2014 beginnen.


Abriss der Scheunen

Perspektive für die Arztpraxis …

Mit der bewussten Entscheidung für einen Neubau des Kindergartens in der Ortsmitte bot sich die Gelegenheit, im Obergeschoss Räume für eine Arztpraxis einzurichten. Die Gemeinschaftspraxis von Dr. Diedrich Senkse und Dirk Schaumburg lag im Obergeschoss der Apotheke in der Guxhagener Straße, nicht barrierefrei. Jedoch plante Dr. Senske, nach 30-jähriger hausärztlicher Tätigkeit in Körle, im Jahr 2016 in Ruhestand zu gehen. Einen Umzug zog er für sich nicht mehr in Betracht, für seinen jüngeren Kollege Dirk Schaumburg war die Aussicht auf neue Praxisräume aber von Interesse. Bedingung für einen Umzug war jedoch, dass ein Nachfolger für Dr. Senske gefunden wird, der die Gemeinschaftspraxis mit ihm, Herr Schaumburg, fortführen würde. Im Herbst 2014 fiel der Startschuss für den Neubau des Kindergartens. In der Hoffnung, dass der Umzug der Arztpraxis trotz aller Eventualitäten irgendwann erfolgen würde, entstanden im Obergeschoss Räume für eine neue Arztpraxis. Nach rund einjähriger Bauzeit fand am 2. Oktober 2015 die Einweihungsfeier für den neuen Kindergarten statt, der den Namen „Pusteblümchen“ bekam. Der Betrieb startete mit zunächst wenigen Kindern und einer Gruppe. Mit dem Angebot an U3-Betreuungsplätzen stieg die Nachfrage, heute sind alle 24 Plätze belegt und die Gemeinde Körle war im Nachhinein betrachtet gut beraten, über den damaligen Bedarf hinaus zu bauen.

Grundleitungen und die Bodenplatte für den neuen Kindergarten


Maurerarbeiten für die neue Kita

 


Rohbau für die Kindergarten und die Arztpraxis im Feb. 2015


Gelände im November 2015

Der Kindergarten steht. Aber wie geht’s weiter … ?

Nach dem Bau und der Eröffnung des Kindergartens im Oktober 2015 wurde es eine Zeit lang ruhig um das Projekt „Neues Ortszentrum“. Mit dem Tod von Wilmar Rüttger im März 2016 ging ein wichtiger Partner für das Projekt verloren. Herr Rüttger hatte sich bis dahin bereits mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses auf dem Gelände befasst, auch um der VR-Bank eine räumliche Perspektive zu geben und Wohnraum in der Ortsmitte zu schaffen. Es folgten Verhandlungen mit anderen Investoren, die erfolglos blieben. Nun stand die Gemeinde Körle ohne einen Investor da. Trotzdem entschied die Gemeindevertretung am 5. Dezember 2016 mehtrheitlich, alle benötigten Grundstücke inklusive des Bankgebäudes zu kaufen, um die Fäden in der Hand zu behalten und das Projekt noch realisieren zu können. Eine Planung zur Neugestaltung des Platzes war zwischenzeitlich vom Büro akp Stadtplanung + Regional-entwicklung aus Kassel erarbeitet worden. Dieser Plan sah bereits eine Fläche für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses gegenüber der Fleischerei Wilke vor.

Neuer Investor, neue Ideen ….

Durch glückliche Umstände entstand in der ersten Jahreshälfte 2016 der Kontakt zur Firma Holzbau Kühlborn, die an dem Konzept und am Neubau  Interesse zeigten. Am 14.06.2017 stellte Herr Kühlborn in der Sitzung der Gemeindevertretung seinen Plan für ein mögliches Bauprojekt vor, welches gewerbliche Flächen im Erdgeschoss sowie zehn darüber liegende Wohnungen vorsah. Neue Aspekte hierbei waren, dass Herr Kühlborn eine Filiale des Schwälmer Brotladens mit Cafe als Mietinteressenten  ins Gespräch brachte und auch die Kreissparkasse einen Umzug an den neuen Dorfplatz in Erwägung zog.

Die Vorstellung der Neubaupläne und die Aussicht auf ein Cafe am neuen Platz sowie zwei Bankfilialen und Wohnungen warfen schnell die Frage auf „Sind die Parkplätze ausreichend ?“. Mittlerweile war klar, dass die Arztpraxis tatsächlich in das Obergeschoss des Kindergartens einziehen würde, denn mit dem Thomas Bohn war ein neuer Arzt zur Fortführung der Gemeinschaftspraxis gefunden worden. Wohl oder übel fasste die Gemeindevertretung im Sommer 2017 den Beschluss, das Fachwerkhaus neben der Kita zwecks Abriss zu kaufen. Vorherige Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde verliefen hinsichtlich einer möglichen Abrissgenehmigung positiv, weil a) das Gebäude keine bauhistorisch bedeutsamen Bauteile aufwies und b) der Abriss in ein Gesamtkonzept zur Nutzung des Platzes eingebettet war.Das Haus Nürnberger Str. 18 im Dezember 2017


Abriss des Hauses Nürnberger Str. 18 im Juni 2018

Holzbau Kühlborn investiert in das Körler Ortszentrum …

Mit der Entscheidung der Firma Kühlborn, sich im Ortszentrum zu engagieren und die VR-Bank, die Kreissparkasse Schwalm-Eder und der Schwälmer Brotladen als Mieter zugesagt hatten, kam das Projekt einen riesigen Schritt voran. Bald waren die notwendigen Verträge (Gemeinde kauft Bankgebäude, Kühlborn kauft Baufläche, Pachtverträge mit den Banken und dem Cafe … ) unter Dach und Fach, so dass der Abriss des Bankgebäudes begonnen werden konnte. Als Übergangslösung bezog die VR-Partnerbank Geschäftsräume in der Kuhgasse.


Abriss des Bankgebäudes   (Quelle: HNA vom 22.08.2018)


Das Gelände nach Abbruch der Bank im Oktober 2018

Durch den Abbruch des Hauses Nürnberger Str. 18 und der VR-Bank war der Weg für die Neugestaltung des Platzes frei. Nach öffentlicher Ausschreibung der Arbeiten durch den Gemeindevorstand erhielt die Garten- und Landschaftsbaufirma Heiko Heise aus Bad Wildungen im August 2018 den Auftrag zum Bau des Dorfplatzes. Angesichts des Einzugstermins für die Arztpraxis hatte der Bau der Parkplätze vor der Kita/Arztpraxis Priorität. Der zweite Bauabschnitt auf der anderen Platzseite richtete sich zeitlich nach dem Bauvorhaben Kühlborn. Nachdem auch im August 2018 hierfür alle baurechtlichen Fragen geklärt waren, startete der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses mit den Erdarbeiten im September. Zwei Monate später, am 26. November 2018  erfolgte die Errichtung des Gebäudes in der bewährten Kühlborn-Holzbauweise. Zum Jahresende 2019 werden hier der Schwälmer Brotladen mit einem Cafe, die Filialen der VR-Partnerbank Schwalm-Eder | Chattengau und der Kreissparkasse Schwalm-Eder sowie acht Wohnungen zu finden sein.


Aufstellung des Gebäudes am 26. November 2018


Platzumbau durch die Firma Heise Garten- und Landschaftsbau


Das Gebäude Mitte Dezember 2018

Sicherheit bei der medizinischen Versorgung …

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass auch der Umzug der Arztpraxis zum Jahresbeginn 2019 zum Gelingen dieses Projekts beigetragen hat. Die beiden Ärzten (Mitte 40) geben Grund zur Hoffnung, dass die hausärztliche Versorgung mittelfristig in der Gemeinde Körle gesichert ist, was selbstverständlich auch für den Erhalt der Apotheke eine Basis bietet. Die den hellen und modernen Räume im Obergeschoss der Kindertagesstätte sind für die Patienten dank eines Fahrstuhls barrierefrei erreichbar.

Wir danken allen Projektbeteiligten, die zum Gelingen beigetragen haben (alphabetisch)

  • Bauhof der Gemeinde Körle
  • Garten- und Landschaftsbau Heiko Heise, Bad Wildungen
  • Gemeindebauamt Körle
  • Gemeinschaftspraxis Bohn und Schaumburg
  • Holzbau Kühlborn
  • Kreisparkasse Schwalm-Eder
  • Planungsbüro akp, Kassel
  • Schwälmer Brotladen
  • VR-Partnerbank Schwalm-Eder | Chattengausowie posthum Architekt Wilmar Rüttger


Vorher  …


… nachher