Ziel: Unwetterschäden begrenzen

Für das Gebiet der Gemeinde Körle liegt jetzt ein Natur- und Bodenschutzkonzept vor. Der Gemeindevorstand hat diese Handlungsempfehlung gemeinsam mit dem Ingenieurbüro für Ökologie und Landwirtschaft – IfÖL GmbH – und Vertretern der Landwirtschaft, des Naturschutzes, Ortsbeiräten und Grundstückseigentümern in den letzten 9 Monaten entwickelt. Anlass waren die zunehmenden Starkregenereignisse, zuletzt im Mai 2018 in Wagenfurth und im Frühjahr diesen Jahres in Empfershausen. Am 10.05.2018 sind 33 mm Niederschlag innerhalb von vier Stunden gefallen, also 33 Liter pro qm. Die Auswertungen im Rahmen des Natur- und Bodenschutzkonzeptes zeigen, dass ein solches Unwetter in Körle statistisch gesehen alle drei Jahre auftritt und somit keine Seltenheit darstellt. Problematisch wird solch ein Niederschlagsereignis, wenn das Wasser nicht in den Boden versickern kann. Dies war damals in Wagenfurth der Fall: Die landwirtschaftlich genutzten Flächen oberhalb der Ortslage konnten die Niederschlagsmengen nicht aufnehmen, sodass das Wasser auf der Bodenoberfläche abfließen musste. Weil zum einen abflussbremsende Strukturen wie Erosionsschutzstreifen auf den Schlägen fehlten und zum anderen die Abflussgräben durch mittransportiertes Bodenmaterial verstopft wurden, kam es im Ort zu Überschwemmungen und Schlammablagerungen.

Solche Ereignisse mit sehr hohen Niederschlägen in kurzer Zeit können nicht verhindert werden, aber die Auswirkungen und mögliche Schäden sollen zukünftig so weit wie möglich vermindert werden. Das Besondere an dem von der IfÖL GmbH entwickelten Konzept ist einerseits der umfassende Ansatz zur Verknüpfung der Maßnahmenempfehlungen zum Natur- und Bodenschutz und andererseits die direkte Einbeziehung der betroffenen Interessensgruppen. So haben die empfohlenen Maßnahmen wie zum Beispiel Anpflanzung von Hecken oder Anlage von Erosionsschutzstreifen gleichzeitig mehrere positive Effekte auf den Natur- und Bodenschutz. Die Artenvielfalt wird gefördert, Tiere und Pflanzen können sich ansiedeln, aber auch der Oberflächenabfluss wird gebremst und das Landschaftsbild verbessert. Des Weiteren wurden alle Beteiligten und Betroffenen in die Konzeptentwicklung und Umsetzung einbezogen. In jeder der vier Gemarkungen haben Vor-Ort-Begehungen mit den Landwirten sowie Vertretern des Naturschutzes, der Jagdgenossenschaft, der Gemeindeverwaltung und interessierten Bürgern stattgefunden. Die Ortskundigen haben von vergangenen Niederschlagsereignissen in Verbindung mit Oberflächenabfluss sowie Erosionsereignissen berichtet und auf ihnen bekannte gefährdete Flächen sowie Abflussbereiche hingewiesen. Auch schützenswerte Landschaftsstrukturelemente wie Hecken und Feldgehölze wurden bei den Vor-Ort-Begehungen aufgenommen. Zur Ermittlung der besonders erosionsgefährdeten Flächen wurden zusätzlich verschiedene Karten zu den Böden und der Geländestrukturen ausgewertet.

Die Ergebnisse wurden mit den Erkenntnissen der Vor-Ort-Begehungen kombiniert und daraus wurden Maßnahmenempfehlungen sowohl für die landwirtschaftlichen Flächen als auch für das Einzugsgebiet abgeleitet. Um wieder alle Beteiligten einzubeziehen, wurde am 23.05.2019 ein Abschluss-Workshop veranstaltet. Dabei haben alle Anwesenden in Kleingruppen die Maßnahmen in den einzelnen Gemarkungen diskutiert. Die Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge wurden anschließend in das Konzept und die Empfehlungen eingearbeitet. Bei der Vorstellung des Konzepts bei einem Pressetermin im Rathaus sagte Dr. Beisecker vom Büro IfÖL, dieses Konzept sei ein Novum in Hessen. Eine ganzheitliche Betrachtung der Ursachen unter Einbindung der verschiedenen Interessengruppen gebe es nach seinem Kenntnisstand bisher nur in der Gemeinde Körle. Das Endergebnis ist nun ein Maßnahmenkonzept zum Schutz vor Bodenerosion und Sturzfluten für die Gemeinde Körle. Nach Einschätzung von Bürgermeister Mario Gerhold steht der wichtigere Teil der Arbeit aber noch bevor. Einige Maßnahmen z. B. in der Gemarkung Wagenfurth und Lobenhausen wurden bereits in der Konzeptphase umgesetzt. Es gelte aber nun, mit den Landwirten, Grundstückseigentümer und Naturschützern an der Realisierung zu arbeiten, damit Schäden bei künftigen Unwettern kleingehalten werden. Er hoffe, so Mario Gerhold, dass die konstruktive Zusammenarbeit fortgesetzt werden könne. Die 40-seitige Handlungsempfehlung liegt mit den erarbeiteten Karten im Rathaus aus. Der Bericht ist hier als pdf 190802_Natur-&Bodenschutzkonzept_Bericht_Körle_end verfügbar.

Den gesamten Bericht inkl. Karten (122 MB) finden Sie als .zip hier.