Ein Dorf macht Geschichte

Körle war über viele Jahrhunderte ein Bauerndorf. Das änderte sich jedoch um das Jahr 1900, als industrielle Arbeitsplätze in Kassel dank des neu eröffneten Bahnhofs gut zu erreichen waren. Aber auch im Dorf selbst wurden Arbeitsplätze geschaffen. Durch die Initiative des damaligen Bürgermeisters baute im Jahr 1912 – nach langwierigen Verhandlungen – die Reichsbahn in Körle einen großen Güterbahnhof. Daraufhin siedelte sich ein Basaltwerk an und entwickelte sich zu einem wichtigen Arbeitgeber für die Region. Im Steinbruch Ölberg waren in den Jahren 1933/34 etwa 250 Arbeiter beschäftigt. Über Jahrzehnte war der Güterbahnhof auch ein Umschlagplatz für Holz aus dem Söhrewald und dem Riedforst. Am Güterbahnhof siedelte sich ein großes Holzwerk an, das allerdings schon bald nach dem 2. Weltkrieg wieder geschlossen wurde.

Im Jahr 1906 erhielt Körle eine Wasserleitung, in 1920 erfolgte die Elektrifizierung durch Anschluss an die „Überlandzentrale Edertalsperre“. Bei der Gebietsreform 1971 wurden die Gemeinden Empfershausen, Lobenhausen und Wagenfurth nach Körle eingegliedert. Seither besteht die Gemeinde Körle aus diesen vier Dörfern mit aktuell ca. 2950 Einwohnern. Als eine der ersten Gemeinden Nordhessens bot Körle ab 2016 flächendeckend Internet per VDSL an.


Das Körler Lied

Nachstehendes Gedicht über Körle entstand in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Es soll von dem damaligen Kantor Heinrich Berge stammen und auch von ihm zu einem Körler Heimatlied vertont worden sein.

An dem schönen Fuldastrande
liegt mein Heimatdörfchen Körle,
unter all den vielen Orten
ist mir’s die kostbarste Perle.

Prächt’ge Wiesen, schöne Gärten,
große, reiche Erntefelder,
in der Näh’ liebliche Täler,
stille, umfangreiche Wälder.

Schöne Kirche, neue Schule,
Wasserleitung ganz vorzüglich,
Bahnhof nahe bei dem Orte:
Allen Wohltat, allen nützlich.

Die Bewohner treu und bieder,
noch von altem Schrot und Korne.
Treu zu Herd und Altar stehend,
in der Arbeit immer vorne.

Sonntags froh spaziert die Jugend
scharenweis die Straß’ entlang.
Auf dem Rückweg dann erschallen
heit’rer Lieder munt’rer Gesang.

Und wie denken all die Lieben
ihrer Heimat aus der Ferne.
Alle Nachrichten von dorten
hören sie so lieb, so gerne.

Unsere teuren Heimgegangenen
möchten wir einst wiedersehen,
wenn an uns die Reih’ wird kommen,
durch das Todestal zu gehen.

Nun, so lasst auch und die Treue
unserer lieben Heimat halten.
Freudig rufen wir: Hoch Körle,
Hoch Ihr Jungen, Hoch Ihr Alten!


Körle und der Esel

Körle war über viele Jahrhunderte kirchlich eine Filiale von Wollrode, wo auch der Pfarrer wohnte. Sonntags und mittwochs kam der Prediger auf einem Esel nach Körle geritten, um hier den Gottesdienst zu halten. Seinen Esel band er wie gewohnt an die Kirchhofsmauer. Es dauerte gar nicht lange, da hatte sich eine Schar mutwilliger Jungen um den Esel versammelt. Die Jungen neckten und zerrten an ihm, dass er hinten und vorn ausschlug. Da kam eine Bauernmagd mit einer Mistgabel. Sie schimpfte anfangs, glaubte aber dann, das neckische Spiel der Knaben würde dem Esel gefallen. So begann auch sie mit der Mistgabel den Esel zu kitzeln. Das arme Tier sprang hinten und vorne hoch, fing an zu schreien, bis es schließlich zusammenbrach und alle Viere von sich streckte. Die Jungen und die Bauernmagd machten sich auf und davon. Als nun der Pfarrer aus der Kirche kam und seinen Esel wieder besteigen wollte, fand er ihn tot und klagte sehr darüber. Denn das fromme Tier, das ihn schon so manches Jahr nach Körle getragen hatte, war ihm sehr ans Herz gewachsen. Das rührte einen alten Bauern, der den Frevel mit angesehen hatte und erzählte dem Pfarrer die Geschichte. Da die Übeltäter nicht genau zu ermitteln waren, musste die Gemeinde Körle seitdem einen jährlichen Zins, den „Eselszins“ oder auch das „Kitzelgeld“ genannt, zahlen. In einem Schreiben vom 31. Januar 1821 an den Körler Zentgreben wird bezeugt, dass die Gemeinde Körle an den Metropolitan zu Spangenberg jährlich am Michaelistag 10 Albus sogenanntes Kitzelgeld zahlen musste. Die Körler wurden früher sehr böse, wenn man sie an die Geschichte erinnerte. Heute ärgert sich niemand mehr über diese Eselsgeschichte. Im Gegenteil, sie sind auf ihren Esel stolz und haben ihm vor dem Rathaus ein bronzenes Denkmal errichtet. Der blinde Heimatdichter Wilhelm Pfeiffer (1904- 1993) verfasste das Mundartgedicht „Der Kerlsche Esel un dor Bortenwetzer“ sowie das Theaterstück „Die Magd von Körle“.

Wenn Sie mehr über die Geschichte unserer Gemeinde wissen möchten, laden wir Sie zu einer Zeitreise, zu Fuß oder per Rad, durch die Geschichte unseres Dorfes ein. Auf dem Rundweg „Anno dazumal“ (Start am Lindenplatz in Körle) bringen wir Ihnen die Lebensumstände der früheren Bewohner von Körle näher. Welche Sorgen hatten die Menschen in den letzten Jahrhunderten? Wie verdienten sie ihren Lebensunterhalt? Wie wurden öffentliche Aufgaben wie Wasserversorgung, Erziehung oder Brandschutz organisiert? Zu diesen und vielen anderen Fragen finden Sie an 30 Stationen kompakte Erläuterungen und viele historische Fotoaufnahmen. Wir wünschen Ihnen interessante Einblicke in die Körler Dorfgeschichte.

Eine Stationsübersicht mit einer Streckenkarte finden Sie hier: Stationen Rundweg

Folgende Stationen finden Sie auf dem ca. 4,5 km langen Rundweg durch Körle:

  • Start am Lindenplatz
  • Station 1 – Dorflinde
  • Station 2 – Das Körler Adelsgeschlecht
  • Station 3 – Raiffeisengenossenschaft
  • Station 4 – Gefrieranlage und Waschmaschine
  • Station 5 – Krämerladen
  • Station 6 – Handwerk in Körle
  • Station 7 – Luftschutzbunker
  • Station 8 – Trockene Mülmisch
  • Station 9 – Backhaus
  • Station 10 – Zehntscheune
  • Station 11 – Spritzenhaus
  • Station 12 – Kirchenmauer und Kirchhof
  • Station 13 – Kirchturm und Kirche
  • Station 14 – Hirtenhaus
  • Station 15 – Alter Wasserbehälter
  • Station 16 – Dreschplatz
  • Station 17 – Das Jugendheim
  • Station 18 – Kranken- und Armenfürsorge
  • Station 19 – Feuerwehr
  • Station 20 – Gasthaus „Zur Krone“
  • Station 21 – Wandel in der Landwirtschaft
  • Station 22 – Bahnhof
  • Station 23 – Güterbahnhof
  • Station 24 – Sägewerk
  • Station 25 – Basaltwerk
  • Station 26 – Körler Mühle
  • Station 27 – Im Dienste der Gemeinde
  • Station 28 – Jahre des Schreckens und der Not
  • Station 29 – Schulen
  • Station 30 – Alter Gerichtsplatz