Wahle-Mecklar: Großteil des Mastbaus abgeschlossen

Bis zum Ende dieses Jahres sollen die Bauarbeiten für die 380 kV-Stromleitung Wahle-Mecklar im Bereich Körle/Guxhagen abgeschlossen sein. Strom wird die Leitung allerdings erst ab dem Jahr 2024 transportieren. Dann soll die insgesamt 230 Kilometer lange Stromtrasse, die die Orte Wahle in Niedersachsen und Mecklar in Nordhessen verbindet, ans Netz gehen. Das berichteten jetzt bei einem Ortstermin an einer Mastbaustelle bei Albshausen Bauleiter Heiko Höbelt (LTB Leitungsbau) und Tennet-Sprecher Marco Bräuer.

Im Bauabschnitt zwischen Wollrode bis zur Kreuzung mit der ICE-Trasse sind seit vergangener Woche alle Masten montiert. Dabei ist kein Mast wie ein anderer, erklärt Heiko Höbelt. „Jeder einzelne Mast wird individuell ans Gelände angepasst.“ Steht der Mast beispielsweise auf einem Berg, dann ist er kleiner als die Anlagen im Tal. 50 bis 90 Meter hoch und 50 bis 180 Tonnen schwer sind die Mastanlagen. Die Fundamente sitzen teils mehr als zehn Meter tief in der Erde. Ein besonders großer Mast wird in Niestetal errichtet – bis dort reicht der Abschnitt „D“, zu dem auch der Bereich Körle und Guxhagen gehört. Solche großen Masten seien aber die Ausnahme, sagt Marco Bräuer. 

„Hier folgt jetzt der komplette Seilzug“, erklärt Heiko Höbelt die nächsten Schritte im Bereich Körle/Guxhagen. Besonders aufwendig gestalte sich der Seilzug im Bereich über der Schnellbahnstrecke, da dort, wo die Stromtrasse die Bahnlinie quert, Abstimmungen mit der Deutschen Bahn nötig seien, um die Arbeiten auszuführen. „Die Planung in diesen Bereichen ist sehr aufwendig“, sagt Marco Bräuer. Um die Seile für die Stromleitung über die Bahntrasse zu führen, wird vorher ein Netzgerüst aufgebaut, das nach dem Seilzug wieder abgebaut wird. Bevor übrigens die Leiter- und Blitzschutzseile montiert werden, werden leichtere Vorseile auf die Masten gezogen. Diese Arbeiten werden mit einem Hubschrauber ausgeführt. Mithilfe dieser Vorseile können die schweren Leiterseile aus Stahl mit einer Seilwinde über die Masten gezogen werden.

Teilweise wird die bestehende 110 kV-Bahnstromleitung zurückgebaut auf der neuen Stromtrasse mitgeführt. Dies ist beispielsweise der Fall von Wollrode bis zur Kreuzung der ICE-Trasse bei Körle. In diesem Bereich werden also künftig nur noch die neu gebauten Masten stehen.

Insgesamt seien die Arbeiten im Abschnitt D bisher gut verlaufen, wenn auch nicht ganz im Zeitplan, sagt Heiko Höbelt. Verzögerungen gab es unter anderem wegen Lieferengpässen bei Stahllieferanten aufgrund von Corona-Lockdowns in den jeweiligen Produktionsländern. Der Stahl für die Masten kommt beispielsweise aus der Türkei, aus Spanien oder der Slowakei. Auch das Wetter beeinflusst die Arbeiten. Bei starken Stürmen wie im Februar müssten die Baustellen komplett stillgelegt werden, erklärt Höbelt. Denn da seien die Arbeiten in luftiger Höhe völlig unmöglich.

„Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Verlauf der Arbeiten in diesem Bereich“, sagt Heiko Höbelt. Die Menschen seien sehr verständnisvoll und geduldig. „Fertig“ sei ein Bauabschnitt übrigens erst, wenn die Arbeitsflächen geräumt und auch die Wege wieder komplett hergestellt worden seien. Vor den Bauarbeiten seien mit den jeweiligen Eigentümern der Flächen Dokumente angefertigt worden, um den Ist-Zustand der Wege nach den Arbeiten genau wieder so herzustellen wie vor dem Trassenbau.

Körles Bürgermeister Mario Gerhold machte bei dem Termin deutlich, dass der Bau der Stromtrasse über das Körler Gemeindegebiet alles andere als ein Wunschprojekt gewesen sei und  im Vorfeld für viel Kritik gesorgt habe. Jedoch zeigten die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine und Russland deutlich, wie wichtig es doch sei, bei der Energieversorgung sich nicht von anderen Ländern abhängig zu machen. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Baufirmen bezeichnete er als sehr konstruktiv und lösungsorientiert. Man sei daran interessiert, dies bis zum Bauende und zur Beseitigung aller Flurschäden fortzusetzen.