Lebendige Zentren: Körle hat viel vor

Von Barrierefreiheit bis Hochwasserschutz

Gemeinde Körle stellt Stadtentwicklungskonzept vor

Wer in Körle wohnt, soll auch in den kommenden Jahrzehnten von einem attraktiven, lebendigen Zentrum mit guter Infrastruktur profitieren. Um den Ortskern zu stärken, bekommt die Gemeinde in den nächsten sieben Jahren finanzielle Unterstützung aus dem Fördertopf des Programms Lebendige Zentren. Ende 2020 hatte die Gemeinde die Zusage zur Aufnahme in das Förderprogramm bekommen. Um nun auch förderfähige Projekte auf den Weg bringen zu können, musste vorerst ein Konzept erstellt werden – ein sogenanntes Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK). Die Mitarbeiter des Planungsbüros blfp, die mithilfe von Ideen und Vorschlägen von Einwohnern in den vergangenen Monaten dieses Konzept auf die Beine gestellt haben, stellten das ISEK jetzt bei einer Abschlussveranstaltung vor. Diese fand im ehemaligen Getränkemarkt „Getränkequelle“ statt. Mehr als 40 Besucher waren gekommen.

Die Fertigstellung des ISEK sei für die Gemeinde nun der Startschuss, der Auftakt zur Umsetzung der Projekte, sagte Hartmut Kind vom Planungsbüro blfp. Zunächst muss das Konzept aber noch von der Gemeindevertretung beschlossen werden.

Das Förderprogramm Lebendige Zentren könne als Fortsetzung des Dorferneuerungsprogramms gesehen werden, sagte Bürgermeister Mario Gerhold. Das Programm lief im Jahr 2016 aus. Jedoch seien damals einigen Kriterien, die heutzutage eine große Rolle bei der Entwicklung eines Ortes spielen, noch keine Beachtung geschenkt worden. Gerhold nannte Beispiele wie Klimaanpassung und Schaffung von Barrierefreiheit. Doch genau diese Punkte rücken beim Förderprogramm Lebendige Zentren nun in den Fokus.

Das Konzept umfasst vier Themenbereiche, an denen sich auch die Projekte orientieren, die in den kommenden Jahren mithilfe des Förderprogramms umgesetzt werden sollen. Ein Schwerpunkt ist der Bereich Wohnen und Innenentwicklung. Körle müsse einem Donut-Effekt vorbeugen, sagte Kind. Bedeutet: Die Mitte, also der Ortskern, darf nicht von Leerstand bestimmt werden, während sich das Leben in den Wohngebieten am Ortsrand abspielt.

Eines der Leerstands-Sorgenkinder sei der Veranstaltungsort selbst, die Räumlichkeiten der ehemaligen Getränkequelle, listete Kind auf.

 Ein Leerstands-Sorgenkind:Die ehemalige Getränkequelle an der Nürnberger Straße.

Für den ehemaligen Tegut-Laden sind die Planungen indes schon konkreter, wie der Leerstand künftig beseitigt werden soll, erläuterte Gerhold. Nach dem Umbau will sich ein Hörgeräteakustikmeister aus Körle in den Geschäftsräumen selbstständig machen. Außerdem ist geplant, dass die Gemeindebücherei einen Teil der Räume bezieht.

 Der ehemalige Tegut-Laden. Dort will sich ein Hörgeräteakustiker selbstständig machen.

Auch der Bereich Mobilität soll in Körle verbessert werden. Der Anschluss an die Bahn sei ein großer Pluspunkt für die Gemeinde, sagte Kind. Jedoch sei es dringend nötig, den Bahnhofsbereich zu verschönern. Geplant ist der Bau eines Fahrradparkhauses, damit künftig auch hochwertige E-Bikes sicher abgestellt werden können. Auch ein barrierefreier Zugang zwischen Ortszentrum und Bahnhof soll geschaffen werden, erläuterte Gerhold. Die Ausschreibung für ein Planungsbüro laufe bereits.

 Dieses Grundstück zwischen Bahnsteig und dem Hilgenweg ist für die neue Fahrradabstellanlage vorgesehen.

 

Mit den öffentlichen Grünflächen will sich die Gemeinde in den kommenden Jahren ebenfalls ausgiebig auseinandersetzen. Bei der Ausarbeitung des ISEK sei aufgefallen, dass der Fulda-Aue viel zu wenig Beachtung als Naherholungsgebiet geschenkt werde, sagte Kind.

Auch der alte Kirchhof könne zu einem zentralen Kleinod zum Verweilen und Entspannen werden. „Vielleicht wie eine Art Kulturstätte, wo auch mal Platz für ein Pfarrfest ist“, sagte Kind.

Auch dem Hochwasserschutz will sich die Gemeinde widmen. So kam bei der Entwicklung des Konzepts beispielsweise die Idee auf, Teile der trockenen Mülmisch wieder zu öffnen.

Genau wie beim Dorferneuerungsprogramm ist auch das Förderprogramm Lebendige Zentren auf die Stärkung des Ortskerns ausgelegt. Dementsprechend können auch nur Projekte Zuschüsse erhalten, die sich in dem förderfähigen Gebiet befinden. Dieses umfasst den Ortskern und reicht sogar bis zur Berglandhalle, sodass die dringende Sanierung des 1982 erbauten Gebäudes ebenfalls mithilfe des Programms umgesetzt werden kann.

In Bezug auf den beschriebenen Donut-Effekt sagte Mario Gerhold, Körle solle sich lieber zu einer „gefüllten Kreppel“ entwickeln, also einem Ort, in dem das Beste in der Mitte ist.

Förderung von privaten Bauvorhaben

Auch private Bauherren, die ein Bestandsgebäude im Fördergebiet sanieren wollen, sollen profitieren und einen Zuschuss von bis zu 20.000 Euro erhalten. Dazu wird im Mai eine Infobroschüre erscheinen. Außerdem sollen alle Hauseigentümer ein achtstündiges Beratungsangebot zur Gebäudesanierung kostenlos in Anspruch nehmen können. Das gilt auch für Eigentümer, deren Haus sich außerhalb des Fördergebiets befindet und unter Denkmalschutz steht. Das Körler Architekturbüro Steyer hatte die Ausschreibung dafür gewonnen und wird diese Beratungen übernehmen.

Beteiligen

In den kommenden Jahren ist bei der Umsetzung der Projekte die Mithilfe aller Körler Einwohner gefragt. Sie haben Ideen, Anregungen oder Wünsche? Kommen Sie gern im Rathaus vorbei oder rufen Sie an unter Tel. 05665/9498-0