Großer Bahnhof herrschte zum Herbstbeginn am Samstag, 28. September, im Mülmischtal. Nach langer Suche und Abwägen hatten die Gemeindeverwaltung gemeinsam mit dem Körler Kindergarten entschieden, den Waldkindergarten um etwa 200 Meter zu verlegen. Zur Einweihung waren nicht nur Körler Bürger, Eltern und Kinder eingeladen. Mitarbeiter von Hessen Forst aus Melsungen und Mitarbeiterinnen des Körler Kindergartens gestalteten ein buntes Fest mit Kinderschminken, Edelstein-Sieben, Armband-Knüpfen, Bastelstation und Naturquiz.
Tennet, ein Übertragungsnetzbetreiber, der zwischen Schleswig-Holstein und Bayern ein Höchstspannungsstromnetz mit einer Gesamtlänge von über 12 000 Kilometer betreibt, plant eine 380 Kilovolt-Leitung in der Nähe des bisherigen Waldkindergartens. Daher laufen seit einigen Jahren Überlegungen, den Kindergarten zu verlegen, erklärte Bürgermeister Mario Gerhold. Man einigte sich schließlich auf eine Wiese in der Nähe des alten Standorts, die nun eingeweiht wurde. Tennet unterstützte das Vorhaben mit 30 000 Euro. Auch für die Einweihungsfeier gab es ein Budget. Würstchen fanden reißenden Absatz. An der neuen Hütte, die den bisherigen Bauwagen ablöst, gab es Kaffee, Kuchen und kalte Getränke und für die jüngsten Gäste, die das Quiz erfolgreich gelöst hatten, ein Kinder-Schnitzmesser.
Zur Einweihung waren auch Dr. Ekkehart Bethge (Bayreuth) und Dr. Marco Bräuer (Kassel) von Tennet zu Gast. „Die Energiewende bringt viele Veränderungen, deshalb ist ein Netzausbau notwendig“, erklärte Dr. Bethge mit Blick auf das Stromaufkommen der Windkraftanlagen an der Nordsee und die Versorgungssicherheit in Hessen. Strom, der in Norddeutschland erzeugt wird, werde in Süddeutschland gebraucht.
Mit einer Länge von rund 230 Kilometern ist die neue 380-kV-Verbindung vom niedersächsischen Wahle ins nordhessische Mecklar eines der größten Onshore-Projekte von Tennet, das auch Körle tangiert. Wie Dr. Bethge erklärte, werde man hier erst 2021 ins Bauen der Stromleitung kommen. – Das Projekt betrifft auch den Malsfelder Waldkindergarten, der ebenfalls verlegt werden soll.
„Wir werden uns hier sehr wohlfühlen“, versicherte Angelika Mecke, die mit Heike Hesse und Thomas Penschel die 24 Mädchen und Jungen im Waldkindergarten betreut. „Kinder brauchen Matsch.“ Petra Westphal, Leiterin des Melsunger Forstamts, mit dem der Kindergarten seit vielen Jahren eine gute Kooperation pflegt, zeigte sich erfreut, dass der Waldkindergarten erhalten bleibt und ein neues Zuhause gefunden hat. Zwei Forstamts-Mitarbeiter gestalteten ein anspruchsvolles Naturquiz für Eltern und Kinder, die, wie Westphal versicherte, „eigentlich schon kleine Förster sind“. Kinder werden sich immer an die Zeit im Waldkindergarten erinnern, sagte sie.
2003 war der Körler Waldkindergarten – auf Initiative von Sylvia Lorbeer, seinerzeit noch als eingetragener Verein – auf einem an der Mülmisch gelegenen Grundstück des Körler Heimatdichters Wilhelm Pfeiffer eingerichtet worden. „Das schien uns damals die beste Idee“, sagte Sylvia Lorbeer.
„Wir sind froh, dass wir diesen Schritt gegangen sind“, sagte Bürgermeister Mario Gerhold. Seinerzeit war es eigentlich aus einer Notlage heraus, sonst hätte man den Kindergarten anbauen müssen. – Seit 2008 ist der Waldkindergarten Waldwichtel der Körler Kindertagesstätte Pfiffikus angegliedert, deren Leiterin heute Sylvia Lorbeer ist, die einst auch die inzwischen geschlossene Körler Kindergruppe „Die kleinen Strolche“ gegründet hat. Während im Vorfeld der Gründung des Körler Waldkindergartens 2003 noch kritische Stimmen über diese seinerzeit noch visionäre Idee zu hören waren, kann der Waldkinderkarten inzwischen nicht die Plätze anbieten wie sie nachgefragt werden.