Wohncontainer für bis zu 56 Geflüchtete

Wohncontainer sollen in Körle Platz für bis zu 56 geflüchtete Menschen bieten. Die Gemeinschaftsunterkunft, die in den nächsten Wochen auf dem Kleinfeld oberhalb des Sportplatzes errichtet wird, war Thema eines Info-Abends, der jetzt im Saal des Gasthauses zur Krone stattfand. Das Interesse war groß: Rund 80 Einwohner waren gekommen, um mitzudiskutieren. Es zeigte sich an diesem Abend, dass viele die Situation beunruhigt, aber auch gewillt sind, die Flüchtlinge gut im Ort zu integrieren. In etwa vier Wochen soll ein nächstes Treffen zum Thema stattfinden.

Über das Vorhaben des Landkreises informierten Lars Werner und Andrè Teumer-Weißenborn, die bei der Kreisverwaltung fürs Thema Flüchtlingsunterbringung zuständig sind. Sie stellten zum einen dar, wie die Entscheidung für eine Unterbringung in Containern zustande kam und beantworteten gemeinsam mit Bürgermeister Mario Gerhold die zahlreichen Fragen der Einwohner.

Mit dem Krieg in der Ukraine sei auch die Zahl der Geflüchteten, die dem Schwalm-Eder-Kreis von der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen zugeteilt werden, enorm angestiegen, berichtete Lars Werner. Als im Sommer dieses Jahres der Zustrom aus der Ukraine etwas abgenommen habe, sei allerdings plötzlich die Zahl der Geflüchteten aus dem Rest der Welt rasant angestiegen, erklärte Werner. „Unsere Unterkünfte waren jedoch durch Ukrainer belegt.“ Daher habe sich der Landkreis mit der Bitte um Hilfe an die Städte und Gemeinden gewandt. Um eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge zu erreichen, seien in der Kreisverwaltung Statistiken erstellt worden. „Dabei wurde deutlich, dass Körle bislang weniger Flüchtlinge aufgenommen hatte als andere Kommunen“, sagte Werner. Während in Körle Geflüchtete lediglich ein Prozent der Bevölkerung ausmachen, liege die Zahl in anderen Städten und Gemeinden teils bei über fünf Prozent. Auch mit der Aufnahme von knapp 60 Flüchtlingen liege Körle immer noch unter dem Aufnahmedurchschnitt im Kreis.

Die Unterbringung in Wohncontainern sei noch die beste unter den schlechten Lösungen, sagte Bürgermeister Mario Gerhold. Denn die Nutzung der Berglandhalle oder des DGH Empfershausen als Gemeinschaftsunterkunft habe aufgrund der Beeinträchtigung von Vereinen, dem Schulsport und Veranstaltungen nicht zur Debatte gestanden. Und Wohnungen stünden ebenfalls nicht zur Verfügung.

Deshalb werden nun etwa 25 Container auf dem Kleinfeld oberhalb des Sportplatzes aufgestellt. Es gibt Schlaf-, Küchen- und Sanitärcontainer. Zum Sportplatz des FC Körle hin werden hohe Bauzäune aufgestellt. Das habe man dem FC Körle, mit dessen Vorstand bereits mehrere Gespräche geführt worden waren, zugesichert, um den hergerichteten Rasenplatz zu schützen, sagte Gerhold. Beispielsweise vor Scherben.

Die ersten Container ließ die Kreisverwaltung bereits anliefern.

Fragen der Bürger

Kann man beeinflussen, wer in die Container einzieht, beispielsweise Familien oder Alleinreisende?

„Wir können nicht beeinflussen, wer uns von Gießen aus zugeteilt wird“, erklärt Lars Werner. Wie die einzelnen Unterkünfte dann aber belegt werden, darauf habe die Kreisverwaltung durchaus Einfluss – und man habe das Bestreben, eine gute Mischung zu erreichen. Entgegen Informationen aus einem HNA-Artikel werden in die Wohncontainer jedoch keine Ukrainer einziehen. Die Menschen, die derzeit untergebracht werden müssen, kommen überwiegend aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Iran sowie aus der Türkei. „Wer genau kommt, werden wir auch maximal zwei Wochen vorher erfahren“, sagt Andrè Teumer-Weißenborn. Die Menschen, die einziehen, bleiben dann auch erst einmal dort, bis über ihren Asylantrag entschieden wurde. „Es findet also kein ständiger Wechsel statt.“

Gibt es eine Betreuung direkt vor Ort?

Ja, sagt Lars Werner. Den Geflüchteten werde seitens des Kreises Orientierungshelfer zur Seite gestellt. Diese seien auch in der Lage, die jeweiligen Sprachen zu übersetzen. Außerdem wird die kleine Containersiedlung durch einen Betreiber betreut, dessen Mitarbeiter täglich um die zehn Stunden vor Ort sind und über reichlich Erfahrung in Sachen Gemeinschaftsunterkünfte verfügen. „Der Betreiber schaut, dass alles seinen geordneten Gang geht und ist für die Bewohner ansprechbar“, sagte Teumer-Weißenborn. Nachts sei niemand vor Ort.

Warum werden die Container dort auf dem Kleinfeld aufgebaut? Gibt es keinen anderen und besseren Ort dafür, der vielleicht auch zentraler ist?

„Für uns ist die Errichtung der Container an diesem Standort die Lösung mit den geringsten Schwierigkeiten“, sagte Gerhold. Man habe durchaus andere Möglichkeiten geprüft – auch das ehemalige Cbi-Gelände – aber habe keine bessere Lösung gefunden, berichtete auch Teumer-Weißenborn. Denn schließlich sei die Errichtung der Wohncontainer auch mit Anschlüssen an die öffentliche Versorgung wie Wasser und Kanal verbunden. Auch bedarf es eines Stromanschlusses. Der Ort sei nicht mehr diskutabel. Die ersten Container ließ die Kreisverwaltung bereits Anfang dieser Woche anliefern. Verglichen mit dem Standort anderer Gemeinschaftsunterkünfte sei der Standort in Körle äußerst zentral, sagte Teumer-Weißenborn. In Homberg müssten die Bewohner der Unterkunft beispielsweise drei Kilometer bis in die Stadt laufen, in Schwarzenborn befinde sich die Unterkunft sogar im Wald.

Wie lange werden die Container in Körle bleiben?

Der Nutzungsvertrag für den Platz zwischen dem Landkreis und der Gemeinde Körle gilt zunächst für ein Jahr. Außerdem gibt es eine Verlängerungsoption für ein weiteres Jahr. „Sobald sich die Situation entspannt, werden die Container das erste sein, was zurückgebaut wird“, sagt Teumer-Weißenborn. Denn die Containerlösung sei die teuerste Möglichkeit, Flüchtlinge unterzubringen. Aber wie lange genau die Unterkunft benötigt werde, könne man derzeit nicht sagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die kleine Siedlung in einem Jahr wieder abgebaut würde, sei jedoch recht hoch, sagte Teumer.-Weißenborn.

Was wird getan, um uns Einwohner zu schützen? Gibt es auch nachts jemanden, der aufpasst?

„Es wird dort keine Justizvollzugsanstalt gebaut“, stellte Gerhold klar. Und wenn es nachts Probleme gebe, dann sei die Polizei der Ansprechpartner so wie bei anderen ernsthaften Konflikten auch, so Lars Werner. Im Landkreis gebe es keine Unterkunft, die nachts bewacht sei. Und es sei noch zu keinen Vorfällen gekommen. „Ich kann verstehen, dass mit einer solchen Gemeinschaftsunterkunft auch viele Sorgen und Ängste verbunden sind, aber viele Vorbehalte müssen wir auch einfach einpacken“, sagte Gerhold.

Was wird zur Integration getan?

Die Menschen müssten von Anfang an mit eingebunden werden und vor allem eine Beschäftigung haben, sagte Gerhold. Das könnten Unterstützungsarbeiten für den Bauhof sein. Auch die Vereine seien gefragt. Beispielsweise könne der FC von neuen Mitspielern profitieren. „Je besser die Leute integriert werden, desto mehr Probleme werden auch gelöst“, sagte Lars Werner. Damit die Menschen Deutsch lernen, werden seitens des Kreises Sprachkurse angeboten.

Wann werden die ersten Menschen in die Container einziehen?

Laut Lars Werner werden frühestens Ende März die ersten Flüchtlinge dort untergebracht. Offen sei, ob die maximale Kapazität von 56 Menschen ausgereizt werde. „Auf jeden Fall werden nicht von heute auf morgen 50 Menschen mehr in Körle wohnen.“ Die Belegung erfolge peu à peu.