Die Entstehung des Bürgerbusses

Buergerbus EinstiegDie Ortsteile von Körle sowie die entfernt liegenden Wohngebiete verfügten bis zum Jahr 2000 über keine brauchbare Anbindung an das Ortszentrum. Zwar verkehrt ca. dreimal pro Tag ein Schulbus z.B. von Empfershausen nach Körle, doch aufgrund der  ungünstigen Rückfahrmöglichkeiten war dieses Angebot beispielsweise für Einkaufsfahrten älterer Menschen ungeeignet.

Ein Ortsverkehr mit Linienbussen oder ein Anrufsammeltaxi kam aus finanziellen Gründen für die Gemeinde nicht in Frage. So suchte Bürgermeister Gerhold im Jahr 2000 nach einer Lösung, die einen bedarfsgerechten Ortsverkehr mit möglichst geringem Finanzaufwand für die Gemeinde ermöglichen sollte. Angedacht wurde, dass einige ortsbekannte Rentner einen Fahrdienst übernehmen könnten. Zu klären war auch, zu welchen Zeiten, in welcher Form und wie oft der Fahrdienst geboten werden soll. Da uns an einem bedarfsgerechten Angebot gelegen war, wurde eine Fragenbogenaktion gestartet.

Im Ergebnis wurde von der Mehrzahl der Befragten ein Angebot an zwei oder drei Tagen pro Woche als ausreichend erachtet. Der größte Bedarf bestand für Fahrten, um Einkäufe oder Wege zu erledigen. Nach dieser positiven Resonanz auf die Umfrage erfolgte teils durch persönliche Ansprache, teils durch Bekanntmachung im Mitteilungsblatt die Suche nach Fahrerinnen/Fahrern.

In Kürze war ein „Pool“ von acht Leuten zusammen, die sich den Fahrdienst aufteilten. Als Wochentage für das Fahrangebot wurde Montag, Mittwoch und Freitag, von 09.00 Uhr bis 12.00 Uhr festgelegt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gemeinde Körle allerdings noch kein passendes Fahrzeug für den Nahverkehr. In Frage kam, auch aus rechtlichen Gründen (Personenbeförderungsrecht etc.), nur ein Kleinbus mit max. 9 Sitzen, denn unsere ehrenamtlichen Fahrer verfügten über keine Personenbeförderungsscheine. So wurde ein Mercedes Sprinter (siehe Bild) ins Auge gefasst. Zeitgleich wurde die rechtliche Seite der Aktion beleuchtet, denn zunächst sollte laut RP und NSE das ganze Vorhaben nach dem Personenbeförderungsgesetz genehmigungspflichtig sein. Unter diesen Umständen hätten die Fahrer vermutlich ihre Bereitschaft zu einem ehrenamtlichen Fahrdienst zurückgezogen, weil sie einen Personenbeförderungsschein hätten nachweisen müssen. Nachdem den zuständigen Behörden klar gemacht werden konnte, dass es sich eher um einen sozialen Dienst handelt und keineswegs um gewerbliche Personenbeförderung, und im übrigen der Bus ausschließlich innerhalb des Körler Gemeindegebietes unterwegs ist, erfolgte schließlich die Mitteilung, unser Vorhaben sei genehmigungsfrei.

Das Fahrzeug wurde über Daimler-Chrysler geleast. Die Finanzierung der Leasingraten erfolgt über Fahrzeugwerbung auf dem Bürgerbus, welche von der Gemeindeverwaltung selbst akquiriert wurden.

Die laufenden Kosten für Kraftstoff, Steuer, Unterhaltung usw. werden durch den Fahrpreis gedeckt, welcher für eine einfache Fahrt nur 50 Cent kostet.

Am 4. Oktober 2000 trat der Bürgerbus seine erste Fahrt an. Seit diesem Tag wird der Bus 3 x pro Woche von den ehrenamtlichen Fahrern gesteuert und hat in dieser Zeit mehrere Tausend Fahrten erledigt. Momentan besteht der Fahrerpool aus 6 Personen, die sich den Fahrdienst aufteilen, d.h. im Durchschnitt ist ein Fahrer alle 14 Tage an der Reihe. Fahrdienst bedeutet konkret, das sich der diensthabende Fahrer kurz vor 09.00 Uhr in der Gemeindeverwaltung meldet, denn hier gehen die Fahrtwünsche der Bürger telefonisch ein. Auf einer Liste werden die Daten (Name, Straße, gewünschte Abholzeit) notiert. Diese Liste wird dem Fahrer übergeben, welcher diese dann „abarbeitet“. Während des Vormittages hinzukommende Fahraufträge werden dem Fahrer per Betriebsfunk übermitteln. Die Fahrgäste vereinbaren mit dem Fahrer selbst, wann Sie wieder nach Hause gefahren werden möchten. Der Service unserer Fahrer geht sogar so weit, dass Getränkekisten schon mal bis in die Wohnung getragen werden.

Die Fahrer erhalten keine Aufwandsentschädigung o.ä, lediglich zu Weihnachten erhalten sie einen Anerkennungsbetrag und werden vom Bürgermeister zum Essen eingeladen.

Von dem Engagement unserer Fahrer profitieren besonders ältere Menschen.
Das selbständige Erledigen von Einkäufen und anderen Wegen hat für Sie einen sozialen Aspekt und auch der örtliche Einzelhandel, der mit den Werbeflächen an der Finanzierung des Fahrzeuges beteiligt ist, freut sich über die Kundschaft.

Durch die Werbeeinnahmen und den Fahrpreis konnte der Betrieb des Bürgerbusses in den vergangenen Jahren für die Gemeinde weitestgehend kostenneutral dargestellt werden.